Den Orgeln der St. Remigiuskirche ist - gleichwohl von unterschiedlichen Orgelbauern gebaut - eine gemeinsame orgelbauliche Ästhetik eigen. So sind selbstverständlich beide Orgeln vollmechanische Schleifladenorgeln, verwenden hängende Trakturen und auf Länge geschnittene Pfeifen, deren Metall handgehobelt wurde. Beide Instrumente stellen sich uns darüber hinaus als Instrumente unserer Zeit dar, nicht als Stilkopien. Historismus spielt hier keine Rolle. Am schnellsten wird dies in der äußeren Gestalt deutlich; beide Instrumente sind von Künstlern (Gerald Woehl bei der Hauptorgel und Horst Lerche bei der Chororgel) mit unterschiedlichen, aufwändigen Techniken farbig gefasst worden. Historisierendes Dekor lehnen beide Orgelbauer ab. Dennoch ist bei beiden Neubauten klar erkenntlich, dass eine stilistische Idee den Konzepten zu Grunde liegt. So offenbart sich die Woehlorgel dem Betrachter in ihrer Neunachsigkeit als französisch, der Prospekt der Scholzorgel hingegen lässt eine Inspiration erkennen, die an die altitalienische Orgelästhetik erinnert.
Diese stilistische Orientierung bestätigt sich beim Blick auf die klanglichen Konzeptionen. Finden wir in der Chororgel typisch italienische Labiierungen, weiche Principale oder die Principalschwebung „Voce umana“, so wird die Disposition der Hauptorgel komplett von Französischem beherrscht: von der geographischen Idee eines französichen Instruments ausgehend, entwickelt die Orgel epochenübergreifend ihre Klanglichkeit. Sie erhielt in Grand Orgue, Bombarde und Positif Zungen nach der Bauart von Dom Bedos, in Récit und Pedal aber nach Cavaillé-Coll. Die Windversorgung wurde nach der in der Romantik vorherrschenden Bauart gefertigt, der Kern der Disposition aber ist eher klassisch französisch. Klingt die Orgel im Tutti vorwiegend klassisch, so kann man dennoch mit ihr außerordentlich symphonisch arbeiten. Und in alledem wirkt diese Orgel geschlossen und homogen. Sie erinnert an „jene Instrumente in Frankreich, die im Lauf der Jahrhunderte zu regelrechten Stilsynthesen zusammengewachsen sind” (Holger Brülls).