Musica sacra in Viersen

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Eindrucksvolle Einstimmung auf die Karwoche

Bericht der Rheinischen Post zur Passionsmusik vom 13. April 2025

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Viersen · Auszüge aus den Klageliedern des Propheten Jeremia – vertont von Francois Couperin – stimmten das Publikum in der St.-Remigiuskirche auf die Karwoche ein.

Zu Lebzeiten des französischen Komponisten Francois Couperin (1668-1733) – einem Zeitgenossen Ludwig XIV. – waren Oper und Theater in der Karwoche geschlossen. Dennoch wollte die höfische Gesellschaft unterhalten werden, weshalb man sich des Kunstgriffs bediente, die liturgischen Gesänge der Kartage opernhaft und mit reicher Ornamentik in barocker Manier auszugestalten. Von Couperin sind drei „Lecons de Ténèbres =Lektionen der Finsternis“ erhalten, die dank eindrücklicher Wiedergabe dem andächtig lauschenden, beachtlich großen Auditorium in St. Remigius einen nachdenkenswerten Einstieg in die Karwoche schenkten.

Wie einst in den französischen Kirchen, in denen am Schluss wirklich Finsternis herrschte, wurden auch im Viersener Gotteshaus nach und nach die Kerzen an den großen schmiedeeisernen Leuchtern gelöscht. Allerdings konnte sich an diesem sonnigen Spätnachmittag noch keine wirkliche Dunkelheit einstellen. Die ernsten Texte – in lateinischer Sprache gesungen (die deutsche Übersetzung war im Programmheft zu verfolgen) – schlossen jeweils mit der Mahnung „Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zum Herrn, deinem Gott“.

Als stilsichere und souveräne Interpretinnen erwiesen sich die Sängerinnen Elisa Rabanus und Marina Schuchert, die beide an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln ihr Studium absolvierten und zu Recht die Alte Musik als einen ihrer Schwerpunkte nennen. Während die ersten beiden „Lecons“ jeweils von einer der Sopranistinnen gestaltet wurden, vereinigten sich die perfekt miteinander harmonierenden Vokalistinnen bei der dritten Lektion zu makellosem Duettieren. Hier vor allem waren der Silberglanz ihrer Stimmen, die dynamische Vielfalt und die unangestrengte Höhensicherheit zu bewundern.

Als optimale Begleitung der Gesänge erwiesen sich der Gambist Lutz Heiwolt und Kantor Michael Park an der Chororgel. Der sanfte, sich bestens mischende Klang von Gambe und Orgel unterstrich auf wohltuende Weise die meditative Stimmung, die sich immer mehr in der Kirche ausbreitete. Auch solistisch zeigte Lutz Heiwold, der an den Musikhochschulen in Aachen und Köln lehrt und einer vielfältigen Konzerttätigkeit nachgeht, sein Können. Nach der ersten vokalen Darbietung erklang mit „Pompe funèbre“ ein Werk von Francois Couperin, nach der zweiten ein klanggesättigtes und spieltechnisch höchst anspruchsvolles Opus von Marin Marais (1656-1728).

Am Schluss des eindrucksvollen Konzertes dauerte es eine Weile, bis das Publikum wieder in die Wirklichkeit zurückgefunden hatte. Doch dann dankte es mit ausgiebigem Applaus.

(oeh MBK) (Originallink)

16.04.2025