Musica sacra in Viersen

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Ein Liederabend

Liederabend in St. Remigius

Ein Liederabend ist im Allgemeinen kein Garant für ein vollbesetzten Haus, und Brahms Liedzyklus „Vier ernste Gesänge“ verspricht keine leichte Kost. Doch gut 100 Besucher fanden sich ein und erlebten einen beeindruckenden Konzertabend mit einem jungen Duo, bestehend aus Ferdinand Krumbügel (Bariton) und Ettore Strangio (Klavier).

In den „Vier ernsten Gesänge“ (vollendet 1896) setzte sich Brahms im Angesicht des Todes der von ihm verehrten und geliebten Clara Schumann sowie der eigenen fortschreitenden Krebserkrankung mit der Flüchtigkeit der menschlichen Existenz, Sterben und Tod auseinander. Hierzu stellte er frei jeglichen Kanons Textpassagen aus dem Alten und Neuen Testament zu vier Gesängen zusammen, deren erste beiden von bedrückender, ja deprimierender Trostlosigkeit sind. Erst langsam hellt sich die Stimmung auf, und das Werk gipfelt schließlich in einer Vertonung des „Hohelieds der Liebe“.

Die Messlatte für eine Aufführung von Brahms‘ letztem Liedzyklus hängt hoch, muss man sich doch an Reverenzen wie Dietrich Fischer-Diskau oder Thomas Quasthoff messen lassen. Aber Ferdinand Krumbügel überzeugte mit tadelloser Deklamation und scheinbar müheloser Stimmführung, weichem Schmelz im Piano und packendem Zugriff im Forte. Ihm gelang eine wohlüberlegte, nuancierte Gestaltung, immer präzise sekundiert durch Ettore Strangio am Klavier. Dieser beeindruckte im Anschluss mit seiner Interpretation Beethovens 8. Klaviersonate („Pathétique“), deren ersten Satz er mit einem Feuerwerk präziser Läufe und seidenweichem Anschlag in den Piano-Passagen gestaltete. Den zweiten Satz interpretierte Ettore Strangio ansprechend mit schlichter Eleganz, ohne jegliche Manierismen oder aufgesetztem Pathos und beschloss das Werk mit dem furiosen dritten Satz, der noch einmal mit brillanten Ketten perlender Läufe aufwartete.

Gebannte Stille herrschte beim zweiten Liedzyklus des Abends, Antonín Dvoráks „Biblischen Liedern“. Weniger düster als Brahms Schwanengesang, mangelt es ihnen jedoch nicht an Dramatik, immer aber im Wechsel mit warmer Innigkeit und stellenweise überbordendem Jubel.

Mit geschmeidiger, lyrischer Stimme führte Krumbügel durch diese zehn, auf Psalmtexten beruhenden Liedern. Ob inniges Gebet oder jubelnder Lobpreis - er gestaltete mit Eleganz, im Forte ohne jegliche Kraftmeierei, kongenial begleitet durch Ettore Strangio, der abwechslungsreich mal als Begleitung, mal als Gegenpart oder Duettpartner agierte.

Das Publikum dankte beiden mit herzlichem Beifall. (SL)

27.01.2025